Darmkrebs: Warnzeichen werden bei jüngeren Menschen häufig übersehen
19. Juni 2024Darmkrebs: Warnzeichen werden bei jüngeren Menschen häufig übersehen
19. Juni 2024Mikrobiom-Test
Von Frederik Jötten
Mikrobiom-Test bei einem Reizdarm: Hilft es zu wissen, welche Bakterien sich im Darm tummeln?
Millionen Menschen leiden in Deutschland am Reizdarmsyndrom. Labors bieten den Patienten teure Tests, mit denen sie ihre Darmbakterien messen können. Wie sinnvoll ist das?
Die Slogans der Test-Firmen klingen verheißungsvoll. Mehr Wohlbefinden soll der Darm-Mikrobiom-Test denjenigen bringen, die unter Verstopfung und Bauchschmerzen leiden. Dazu Tipps für eine bessere Gesundheit, und das alles auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse. Vor allem Menschen, die geplagt sind von ungeklärten Darmbeschwerden, sehen darin eine Hoffnung.
Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung, Durchfall – das sind die häufigsten Symptome bei Menschen mit Reizdarm. Je nach Definition sind das immerhin vier bis elf Prozent der Bevölkerung. Eine Reizdarm-Diagnose stellen Ärzte dann, wenn sie keine andere Ursache für bestehende Verdauungsprobleme finden. Wahrscheinlich verbergen sich dahinter verschiedene Krankheiten, deren Ursachen bislang noch nicht verstanden sind.
Zwar behaupten Firmen, dass sie feststellen können, ob jemand ein ,nicht-normales’ Mikrobiom habe, doch dies ist nicht durch die Wissenschaft gedeckt.
Fazit einer Studie von Forschern von der University of Maryland Vieles deutet darauf hin, dass das Mikrobiom, also die Gesamtheit aller den Menschen besiedelnden Mikroorganismen, eine wichtige Rolle spielt. Schließlich leben im Darm circa zehn Billionen Mikroben, die unser Leben vom Immunsystem bis zur seelischen Gesundheit beeinflussen. Lange ist zudem bekannt, dass Fehlbesiedlungen des Darms, etwa mit dem Bakterium Clostridium difficile, zu Durchfallerkrankungen führen.
Ein Test, viele verschiedene Ergebnisse
Was also liegt näher, als die Mikroben im Darm mit einer Stuhlprobe einzuschicken und untersuchen zu lassen, um Störungen festzustellen – und diese daraufhin behandeln zu können? Ein interdisziplinäres Team von der University of Maryland untersuchte in diesem Jahr für National Institutes of Health (NIH) der USA das weltweite Angebot an Tests. Das Urteil fällt ernüchternd aus: „Zwar behaupten Firmen, dass sie feststellen könnten, ob jemand ein ,nicht-normales’ Mikrobiom habe, doch dies ist nicht durch die Wissenschaft gedeckt; den Testprozessen fehlt es an analytischer Qualität und die Ergebnisse haben keine klinische Validität.“ Mit anderen Worten: Sie sind nutzlos.
Wie kann das sein, wo doch DNA-Analysen mittlerweile günstig zu haben sind und auch die Forschung bezüglich des Mikrobioms immer neue Zusammenhänge nahelegt?
5.000 verschiedene Bakterien-Arten wurden laut Experten bislang im Darm gefunden. Im Darm eines einzelnen Menschen siedeln davon mehrere Hundert bis Tausend.
Forscher der Universität Washington fanden heraus, dass sich die Testergebnisse bezüglich einer Stuhlprobe stark unterscheiden. Verschiedene Labors lieferten in nahezu der Hälfte der Fälle unterschiedliche Ergebnisse der gleichen Probe, bei 13 Prozent unterschieden sich sogar die Ergebnisse der gleichen Probe innerhalb einer Analyse.
Quelle: Der Tagesspiegel