Die Kapselendoskopie ist ein im Jahre 2000 vorgestelltes und 2001 erstmals allgemein angewendetes bildgebendes Verfahren zur Darstellung der Schleimhaut des Verdauungstraktes mit Hilfe einer verschluckbaren Kamerakapsel (Pill-Cam). Auf ihrem Weg durch den Magen-Darm-Kanal nimmt die Kapsel automatisiert Bilder der Schleimhaut des Verdauungstraktes auf und sendet sie nach außen an einen tragbaren Datenrekorder. Später können die Bilder von einem entsprechend geschulten Arzt auf krankhafte Veränderungen hin beurteilt werden.
Die Europäische Gesellschaft für Gastroenterologie (ESGE) empfiehlt in ihrer Leitlinie von 2012 den Einsatz der Dickdarmkapselendoskopie bei Patienten, bei denen eine vollständige herkömmliche Darmspiegelung nicht möglich war, sowie bei Patienten, bei denen ein erhöhtes Risiko für Blutungen, Darmverletzungen oder bei der Anwendung von Beruhigungs-/Betäubungsmitteln vorliegt. Sie ist insbesondere geeignet, wenn Patienten nicht in der Lage oder nicht bereit sind, sich herkömmlich koloskopieren zu lassen. Es entfällt eine instrumentelle Untersuchung im Intimbereich, was dem Schamgefühl vieler Menschen Rechnung trägt.
Die Kamerakapsel ist ein steril verpackter Einmalartikel, der nach der Untersuchung verworfen wird. Als besonders patientenfreundliches Verfahren hat sie das Potenzial, die Bereitschaft zur Teilnahme an der Darmkrebsvorsorgeuntersuchung zu erhöhen. Etwaige Polypen können jedoch nicht, wie bei einer Koloskopie entfernt werden, die Entnahme von Gewebeproben ist ebenfalls nicht möglich. Bei auffälligen Befunden oder Polypen muss somit eventuell eine Koloskopie angeschlossen werden. Zudem ist für eine Kapseluntersuchung des Dickdarms eine sehr intensive Darmreinigung erforderlich, da bereits geringe Verunreinigungen die Beurteilbarkeit deutlich einschränken können. Die Dickdarmkapselendoskopie ist in Deutschland keine Leistung der gesetztlichen Krankenversicherungen.