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19. Juni 2024Gesunder Lebensstil könnte vor Reizdarmsyndrom schützen
Changsha– Teilnehmer der UK Biobank, die mindestens 3 von 5 empfohlenen Regeln für einen gesunden Lebensstil befolgten, erkrankten in den Folgejahren zu 42 % seltener an einem Reizdarmsyndrom. Dies ist das Ergebnis einer Analyse in Gut (2024; DOI: 10.1136/gutjnl-2023-331254) .
Weltweit erkrankt etwa einer von 10 Erwachsenen im Verlauf des Lebens über mehr als 3 Monate an anhaltenden oder rezidivierenden Darmbeschwerden mit Bauchschmerzen und/oder Blähungen, die mit Veränderungen des Stuhlgangs einhergehen. Dies können Obstipationen aber auch Durchfälle sein.
Die Pathophysiologie dieses Reizdarmsyndroms ist nicht vollständig geklärt. Frühere Studien hatten aber darauf hingewiesen, dass viele Patientinnen und Patienten einen ungesunden Lebensstil haben mit Rauchen, Schlafmangel, Bewegungsmangel, ungesunder Ernährung und vermehrtem Alkoholkonsum.
Ein Team um Irene Xin-Yin Wu von der Xiangya School of Public Health in Changsha/Hunan hat hierzu die Daten der UK Biobank analysiert. Zwischen 2006 und 2010 hatten 64.268 Teilnehmer in mindestens 2 Fragebögen Angaben zur Ernährung und zum Lebensstil gemacht. Insgesamt 961 Teilnehmer (1,5 %) sind in den folgenden durchschnittlich 12,6 Jahren an einem Reizdarmsyndrom erkrankt.
Die Teilnehmer, die sich an die Lebensregeln hielten, erkrankten seltener. Den größten Einfluss hatte mit einer adjustierten Hazard Ratio (HR) von 0,73 (95-%-Konfidenzintervall 0,60 bis 0,88) eine nächtliche Schlafdauer von mindestens 7 Stunden.
Es folgten intensive körperliche Aktivität mit einer HR von 0,83 (0,73-0,95) und der lebenslange Verzicht auf das Tabakrauchen (HR 0,86; 0,76-0,98). Für die Meidung eines übermäßigen Alkoholkonsums (HR 0,89; 0,77-1,04) und eine hohe Qualität der Nahrung (HR 0,89; 0,77-1,04) waren die Assoziationen nicht signifikant.
Es bestand eine „Dosis-Wirkungsbeziehung“: Je mehr Regeln die Teilnehmer eingehalten hatten, desto seltener erkrankten sie: Bei 3 bis 5 eingehaltenen Regeln betrug die HR 0,58 (0,46-0,72), was einer Reduktion des Erkrankungsrisikos um 42 % entspricht.
Wie immer bei epidemiologischen Studien lässt sich nicht beweisen, dass der Assoziation auch eine Kausalität zugrunde liegt, ob ein gesunder Lebensstil also tatsächlich vor der Erkrankung schützt oder ob es nicht doch andere Gründe gibt.
Es ist auch unklar, ob die bei den durchschnittlich 55,9 Jahre alten Teilnehmer gemachten Beobachtungen auf die häufig jüngere Patientengruppe übertragbar sind. Zu den weiteren Einschränkungen gehört, dass sich der Lebensstil seit der Befragung geändert haben könnte und die Angaben zu sportlichen Aktivitäten, Rauchen und Alkohol in den Fragebögen nicht immer stimmen müssen.
Es ist aber unwahrscheinlich, dass es jemals eine randomisierte Studie zur Vermeidung des Reizdarmsyndroms durch eine Änderung des Lebensstils geben wird. Die Evidenz wird sich auch in Zukunft auf epidemiologische Studien beschränken. © aerzteblatt.de